Varel - Seit dem Lockdown sind auch in den Friseursalons die Lichter aus, am Freitag gehen sie in vielen Salons wieder an. Unter dem Motto „Wir lassen das Licht an!“ ruft der Innungsverband des niedersächsischen Friseurhandwerks dazu auf, ab diesem Freitag, 8 Uhr, bis Samstag, 8 Uhr, die Friseursalons hell zu erleuchten. Damit möchte die Innung darauf aufmerksam machen, dass Tausende Friseurbetriebe wegen der Corona-Krise um ihre Existenz bangen. „Es herrscht Alarmstufe Rot im Friseurhandwerk“, so die Innung.
Zu Kreativität auf dem Kopf in Corona-Zeiten rät Friseurmeisterin Marion Bienert und hat einige Tipps parat:
Mit Spray und Festiger die herausgewachsene Frisur in Form bringen
Einen Zickzack-Scheitel ziehen und damit herausgewachsene Haaransätze kaschieren
Mit bunten Tüchern können Ansätze kreativ verdeckt werden
Auch Marion Bienert vom Salon „Hair Affair“ in Varel wird in der Nacht von Freitag auf Samstag ihren Salon hell erleuchten. Seit dem Lockdown ab 16. Dezember brannte im Salon kein Licht mehr. „Ich muss Strom sparen und jede unnötige Ausgabe vermeiden“, sagt die Friseurmeisterin.
Rücklagen aufgezehrt
Der erste Lockdown hat ihre Rücklagen aufgezehrt, berichtet sie, jetzt hat sie Grundsicherung beantragt, um über die Runden zu kommen. „Ich warte jetzt dringend auf das Geld vom Arbeitsamt, um meinen vier Mitarbeitern das Kurzarbeitergeld zahlen zu können“, sagt sie. Nur mit Unterstützung ihrer Kinder kommt die Friseurmeisterin derzeit finanziell über die Runden.
Hinzu kommt die Ungewissheit, wann es weitergeht: „Es ist beängstigend, nicht mehr die Kontrolle über sein eigenes Wohlergehen zu haben“, sagt Marion Bienert und fühlt sich ohnmächtig. „Ich will einfach nur arbeiten“, sagt sie. Derzeit gestaltet sie zusammen mit ihrem Sohn ihren Salon um, um noch effektiver unter Corona-Bedingungen arbeiten zu können.
Unmoralische Angebote
Zwar weniger als im ersten Lockdown, aber immer noch bekommt Marion Bienert wie auch andere Friseure „unmoralische Angebote“. Marion Bienert reagiert darauf mit Unverständnis: „Ich kann nicht und ich werde nicht“, reagiert sie auf den Wunsch nach illegalen Friseurterminen. „Das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren“, sagt sie.
Genauso sieht das Bettina Chlibec, Inhaberin des gleichnamigen Salons an der Dangaster Straße. „Es geht um die Gesundheit“, sagt sie und lehnt Anfragen nach Hausbesuchen kategorisch ab. Mit Unverständnis reagiert sie darauf, dass in Bremen Hausbesuche von Friseuren erlaubt sind.
Wie auch Marion Bienert muss sie ihre Kunden auf die Zeit nach dem Lockdown vertrösten. Beide weisen darauf hin, dass sie erst wieder Termine vergeben, wenn feststeht, wann sie wieder öffnen dürfen.