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Analyse Zum Relegations-Hinspiel Gegen Heidenheim Zu ideen- und planlos: Jetzt braucht Werder Bremen neue Lösungen

Aussagekräftige Bilder: Während die Bremer (von links) Joshua Sargent, Theodor Gebre Selassie und Fin Bartels bedient in die Kabine stapften, schwor sich das gesamte Heidenheimer Team noch auf das Rückspiel ein.

Aussagekräftige Bilder: Während die Bremer (von links) Joshua Sargent, Theodor Gebre Selassie und Fin Bartels bedient in die Kabine stapften, schwor sich das gesamte Heidenheimer Team noch auf das Rückspiel ein.

DPA/AP

Bremen - Es war ein Bild, das die Stimmungslage am späten Donnerstagabend im Weserstadion perfekt transportierte. Das Hinspiel der Bundesliga-Relegation zwischen Werder Bremen und dem 1. FC Heidenheim war gerade erst abgepfiffen worden - und es war torlos geblieben. Also stapften die vermeintlichen Favoriten vom Noch-Erstligisten aus Bremen recht genervt und ziemlich einsam in die Kabinen. Der Außenseiter und Noch-Zweitligist aus Heidenheim stand währenddessen geschlossen am Mittelkreis, klatschte sich ab und sprach sich Mut zu. Eines ist nach den ersten 90 von 180 Minuten klar: Im Rückspiel am Montag (20.30 Uhr/Dazn und Amazon Prime) gibt es keinen Favoriten und Außenseiter mehr.

Was lief bei Werder Bremen so verkehrt?

Nach dem 6:1 gegen den 1. FC Köln am vergangenen Samstag hatten viele gehofft, nach einer missratenen Saison sei der Knoten bei Werder gelöst. Diese Hoffnungen wurden im Hinspiel gegen den Zweitliga-Dritten aber ganz schnell begraben. Von Anfang an fehlte Kreativität im Bremer Spiel, Ideen nach vorne waren schlichtweg nicht vorhanden, Stürmer Niclas Füllkrug hing völlig in der Luft. Werder schaffte es überhaupt nicht, über die Außen nach vorne zu kommen und gefährliche Situationen zu kreieren. Hinten spielten sich die Aufbauspieler Niklas Moisander und Milos Veljkovic den Ball zumeist quer zu, vertikal in die Spitze kam kaum ein Ball an. Maximilian Eggestein und Davy Klaassen waren zwar laufstark, setzten aber keine nachhaltigen Impulse für das Spiel nach vorn.

Heidenheim dagegen war enorm bissig in den Zweikämpfen, setzte zeitweise sogar auf ein frühes Pressing und stand gut organisiert – es wirkte so, dass die Gäste Werder den Schneid abkauften mit ihrer griffigen Art und Weise, die unterstützt von lautstarken Anfeuerungen von der Tribüne wurde. Werder hatte mit dieser aggressiven und disziplinierten Gangart derart Probleme, dass sie in 90 Minuten nicht eine ganz klare Torchance herausspielten. Das Bremer Spiel erinnerte fatal an die vielen hilflosen Heim-Auftritte gegen vermeintliche schwächere Gegner in dieser Saison wie gegen Union Berlin (0:2) oder den SC Paderborn (0:1).

Ein Kopfball von Yuya Osako in der 78. Minute am Tor vorbei, zwei ungefährliche Freistöße von Milot Rashica, ein Blackout von FCH-Keeper Kevin Müller kurz vor Schluss, den Werder nicht ausnutzen konnte – das war es schon mit der Bremer Offensive. Die größte Gelegenheit hatte dafür Heidenheims Timo Beermann, der in der 92. Minute nach einer Ecke nur knapp am Bremer Tor vorbeiköpfte. Der Erstligist hatte Glück, dass sein in dieser Szene erneut schwaches Verteidigen von Standardsituationen nicht betraft wurde.

Was sagt Florian Kohfeldt zu der Leistung?

„Das war ein sehr schlechtes Spiel von uns“, stellte Werders Trainer Florian Kohfeldt wenige Minuten nach dem Abpfiff fest. „Von uns war das zu wenig. Wir haben überhaupt nicht das gemacht, was wir wollten. Wir sind zu früh zu wild geworden. Wir haben nicht unseren Plan gespielt und sind nicht in die Räume gekommen. Wir alle haben es heute nicht geschafft, das auf den Platz zu bringen, was wir wollten“, resümierte der Trainer.

Zweikampf zwischen Marnon Busch vom FC Heidenheim und Niclas Fuellkrueg von Werder Bremen.

0:0 GEGEN HEIDENHEIM Werder Bremen geht ohne Führung ins Rückspiel

Lars Blancke
Bremen

„Wir müssen den Fokus darauf legen, dass wir besser spielen“, sagte Kohfeldt nach dem schwachen Auftritt mit Blick auf das Rückspiel am Montag. Er glaube nicht, dass es am Druck der Relegationsspiele gelegen habe: „Das war einfach ein schlechtes Fußballspiel von uns.“

Erschwerend hinzu kommt für den Trainer, dass ihm sein Kapitän an der Brenz fehlen wird. Niklas Moisander sah für ein überflüssiges Foulspiel in der 87. Minute die Gelb-Rote Karte. Dafür kehrt der im Hinspiel gelbgesperrte Kevin Vogt zurück und wird aller Voraussicht nach Moisanders Platz einnehmen. Grundsätzlich hatte der Trainer seiner Köln-Elf vertraut. Er wird sich hinterfragen, ob ein kreativer Spieler wie Leonardo Bittencourt in Heidenheim ein Kandidat für die Startelf sein könnte. Der nach seiner langen Verletzung zuletzt starke, aber noch nicht so fitte Füllkrug könnte auch ein wichtiger Faktor als Joker werden.

Was macht Hoffnung?

In erster Linie das Ergebnis, auch wenn es im ersten Moment blöd klingt. Aufgrund der Europapokal-Arithmetik reicht Werder ein 1:1 oder 2:2, um in der Bundesliga zu bleiben. „Wir haben katastrophal gespielt und sind in der Lage, uns zu steigern. Und trotzdem steht es 0:0 zur Halbzeit, wir haben kein Gegentor bekommen. Wir müssen zusehen, dass wir in Heidenheim ein Tor schießen, dann sieht die Situation anders aus“, sagte Kohfeldt.

Sehen Sie hier eine Video-Analyse von Sportredakteur Lars Blancke :

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Was durchaus auch Hoffnung macht, sind die Bremer Auswärtsleistungen in dieser Saison. Gerade nach der Corona-Pause hat Werder durch die Siege in Freiburg (1:0), auf Schalke (1:0) und in Paderborn (5:1) wichtige Erfolge gefeiert. Wenn die Bremer etwas tiefer stehen können, fällt ihnen das oftmals leichter. Das schnelle Umschalten nach Ballgewinnen fand im Hinspiel so gut wie gar nicht statt, weil es keine Ballgewinne in den entscheidenden Zweikämpfen gab. Ob Heidenheim Werder aber tatsächlich den Gefallen tut, offensiver zu agieren, ist fraglich. Der Zweitligist ist bekannt für seine defensive Grundordnung auch bei Heimspielen und hat an der Weser gemerkt, wie schwer Werder sich damit tut.

„Wir müssen Lösungen finden, die wir heute nicht gefunden haben“, sagte Kohfeldt mit Blick auf das Rückspiel. Einen Favoriten gibt es nicht mehr. Es droht ein Nervenspiel. Ein Drama im Süden der Republik. Werder braucht dann neue Lösungen. Ohne diese, steht der zweite Abstieg der Vereinsgeschichte bevor.

Lars Blancke
Lars Blancke Sportredaktion
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