Friesoythe - Experten warnen immer wieder vor eine Überlastung der Intensivstationen während der dritten Corona-Welle. Wie ist die aktuelle Lage in Friesoythe?
Im St.-Marien-Hospital reichen derzeit die Personal- und Betten-Kapazitäten, wie Geschäftsführer Bernd Wessels berichtet. Stand Dienstag werde kein Covid-19-Patient auf der Intensivstation behandelt, die dennoch voll belegt sei. Es werde stetig geschaut, ob Patientinnen und Patienten verlegt werden können. „Es ist immer ein Kommen und Gehen“, sagt Wessels.
Immer Momentaufnahme
Kurzfristig könnten mehr Patienten aufgenommen, die sechs Intensivbetten zur Not auf acht aufgestockt werden. Dafür müsste allerdings Personal von anderen Stationen abgezogen werden. „Wir sind in der Lage nachzusteuern“, versichert Wessels. „Niemand braucht Angst zu haben, dass man nicht versorgt wird.“
Die Zahl der Covid-19-Patienten auf der Intensivstation sei immer nur eine Momentaufnahme, sagt Wessels. Vor Ostern beispielsweise waren es bis zu fünf Personen. Auch die Zahl auf Normalstation wechsle. Durchschnittlich werde hier ein Viertel bis ein Drittel der Covid-19-Patienten aus dem Landkreis Cloppenburg versorgt.
Die Lage im St.-Marien-Hospital ist nicht unbedingt mit anderen Krankenhäusern vergleichbar. In Friesoythe werden keine Covid-19-Patienten mit schwerem Verlauf betreut, erklärt Wessels. Patienten beispielsweise, deren Nieren im Laufe der Erkrankung Schaden nehmen, werden für eine Dialyse (Nierenersatzverfahren) nach Westerstede verlegt.
Auch wenn ein Patient eine Herz-Lungen-Maschine (ECMO) braucht, die teilweise oder vollständig die Atemfunktion übernehmen kann, kommt er in ein anderes Krankenhaus. „Das ist immer ein heißes Thema“, sagt Wessels. „Die Plätze sind rar.“ Meist werden diese Patienten nach Oldenburg gebracht. Wenn kein Platz ist, müsse man suchen. Denkbar seien Verlegungen nach Osnabrück, Bremen oder Hannover. In der Statistik werden die Patienten dort gezählt, wo sie liegen, so Wessels.
Eine weitere Besonderheit in Friesoythe: Nach Operationen, die vor Ort durchgeführt werden, sei in der Regel kein Aufenthalt auf der Intensivstation nötig, sagt Wessels. Aktuell müssten keine Operationen abgesagt werden. Im Notfall sei das möglich. „Wenn das Pflegepersonal benötigt wird, würden wir das machen.“
Pflegepersonal erschöpft
Das Pflegepersonal sei erschöpft, beobachtet Wessels. „Die Mitarbeiter leisten Immenses“ – bei der Arbeit und danach. „Sie haben keinen Freiraum mehr, wo sie sich erholen können. Sie sind auch nach Feierabend in der Corona-Mühle.“ Die Frage sei, wie lange sie diesen Zustand noch mitmachen. „Ich habe höchsten Respekt für die Mitarbeiter und hoffe, dass sie auch nach der Krise am Ball bleiben.“