Wilhelmshaven - In der vergangenen Woche hatten die Bezirksstellen der Ärztekammer Niedersachsen und der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen zum gemeinsamen Neujahrsempfang in das Wattenmeer Besucherzentrum Wilhelmshaven eingeladen. Der Termin war mutig gewählt, wie der Oberbürgermeister der Stadt Wilhelmshaven Carsten Feist in seinem Grußwort erklärte. Zur gleichen Zeit fände der Neujahrsempfang der IHK in Oldenburg statt, doch er habe sich für die Teilnahme hier entschieden, da er so ein wichtiges Zeichen für die Arbeit der Ärzte setzen könne. Das sahen offensichtlich viele Gäste aus dem Bereich der kommunalen Politik und Verwaltung ähnlich, denn der Veranstaltungssaal im Wattenmeer Besucherzentrum war gut gefüllt.

Herausforderungen durch Corona

In seinem Rückblick auf die vergangenen Jahre wies Jans Wagenknecht, Vorsitzender der Bezirksstelle Wilhelmshaven der Ärztekammer, auf die vielfältigen schweren Aufgaben hin, die von den Beschäftigten im Gesundheitswesen in den vergangenen Jahren zu bewältigen waren. Dazu gehörten die immensen Herausforderungen durch Corona. Die Gefahr durch den Virus sei zwar überwunden, doch habe man in diesem Jahr mit einer außerordentlich schweren Grippewelle zu kämpfen. Die Aufgaben für die nächsten Jahre würden nicht kleiner werden. Unglaublich nannte er, dass zurzeit wichtige verschriebene Medikamente nicht zu bekommen seien. Noch gravierender bewertete Wagenknecht den Mangel an Fachkräften. Hier werde sich die Situation in den kommenden Jahren eher noch verschärfen, so Wagenknecht, da die Generation der Babyboomer ja erst anfängt in Rente zu gehen.

„Wir können Krise“


Wie der Oberbürgermeister Carsten Feist in seinem Grußwort darlegte, befinde er sich seit seinem Amtsantritt im ständigen Krisenmodus. „Man könnte meinen, wir leben nur noch in Krisen“, so Feist. Hier helfe nur Mut und Zuversicht. Die Region sei sicher nicht fehlerfrei aber doch insgesamt gut durch die letzten Krisen gekommen. Ständig wechselnde Verordnungen hätten den Bürgern vermittelt werden müssen. Es habe sich erwiesen, dass die Verwaltung und die Menschen im Land sich den Herausforderungen stellen und immer wieder Lösungen finden. „Wir können Krise“, so Feist. Auch er sieht den Fachkräftemangel als eine große Herausforderung der Zukunft an. Bei der Werbung um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müsse man die gestiegenen Bedürfnisse der jungen Leute berücksichtigen. Es würde viel höhere Ansprüche an eine ausgeglichene Work-Life-Balance gestellt. Wilhelmshaven und Friesland sollten dabei auch die großen Vorteile der attraktiven Küstenregion herausstellen. Eine Ferienregion mit ausreichend bezahlbaren Wohnraum.

Einhaus-Strategie umsetzen

Kurz, prägnant und spektakulär geriet dann der Vortrag der neuen Geschäftsführerin der Friesland-Kliniken Petra Hohmann. Die Ur-Kölnerin fand deutliche Worte. Seit 2016 sind unter dem Dach der „Friesland Kliniken“ das Nordwest-Krankenhaus Sanderbusch und das St. Johannes-Hospital in Varel vereint. Für beide Häuser sei seitdem die Zeit wohl stehengeblieben, wie sich Petra Hohmann ausdrückte. Selbst der E-Mail-Verkehr zwischen den beiden Häusern verlaufe aus technischen Gründen nicht reibungslos. Von einer gelungenen Zusammenarbeit können nicht die Rede sein. Es gelte jetzt einen Maßnahme-Plan abzuarbeiten und die fachlichen Kompetenzen so zu verteilen, dass die Einhaus-Strategie endlich Früchte trage. Es müsse verzahnt werden, was es zu verzahnen gibt. Sie habe gute Leute an ihrer Seite und sie sei deshalb zuversichtlich, dass das Ziel erreicht werden könne. Wichtig sei auch eine weitreichende Zusammenarbeit mit dem Klinikum in Wilhelmshaven.