Berlin - Am Erscheinungsbild der ersten Smartwatch von Google scheiden sich die Geister. Die einen erinnert die klassisch runde Form der Pixel Watch mit ihrem gewölbten Uhrenglas an die elegante Bauhaus-Armbanduhr, die der Schweizer Designer Max Bill ab 1961 für Junghans entworfen hat. Die anderen attestieren der Pixel Watch dagegen ein langweiliges Design, gerade weil sie so sehr nach herkömmlicher Armbanduhr aussieht.
Runder Bildschirm
Im Vergleich zur Apple Watch oder auch zur Samsung Galaxy Watch kommt die Pixel-Uhr zierlich daher. Google bietet sie nur in einer Version mit 41 Millimetern Durchmesser an. Am Handgelenk eines Menschen mit kräftigem Unterarm mag das zu klein sein.
Der runde Bildschirm hat einen Nachteil gegenüber einem rechteckigen Display wie bei der Apple Watch. Längere Nachrichten lassen sich deutlich schlechter lesen. Und eine virtuelle Tastatur hat auf dem Rund so wenig Platz, dass man Schwierigkeiten hat, mit dem Finger den richtigen Buchstaben zu treffen.
Das ist bei der Pixel Watch auch deshalb eine Herausforderung, weil das runde 1,6-Zoll-Display mit 384 mal 384 Pixeln auch noch über einen vergleichsweise dicken, schwarzen Rand verfügt. Die Lösung von Google: Eine Sprachbedienung, die hervorragend funktioniert. Außerdem ist das AMOLED-Display mit 1000 Nits so schön hell, dass man auch im Sonnenlicht die Inhalte auf der Uhr gut erkennen kann.
Scrollrad und Home-Taste
Die Krone der Uhr dient als Scrollrad und Home-Taste. Außerdem kann man mit ihr Google Pay aufrufen, um etwa an der Supermarktkasse ohne Portemonnaie oder Smartphone in der Tasche bezahlen zu können. Die Verwendung von Paypal wird in der Google Wallet auf Smartwatches allerdings nicht unterstützt, obwohl das auf Android-Smartphones gut funktioniert.
Über der Krone befindet sich zusätzlich eine Hardware-Taste, mit der man sich die zuletzt verwendeten Apps aufs Display holen kann. Ein langes Drücken bereitet die Uhr darauf vor, einen Sprachbefehl zu erhalten. Das Bedienkonzept ist stimmig und funktioniert im Alltag gut.
Betagter Chip mit Turbo
Bei der Lektüre des technischen Datenblatts fällt auf, dass Google im Innern der Pixel Watch einen ziemlich betagten Systemchip von Samsung verwendet, den Exynos 9110. Der wurde bereits vor vier Jahren vorgestellt und kam schon in der ersten Generation der Samsung Galaxy Watch 2018 zum Einsatz. Mit aktuellen Systemchips wie dem Snapdragon W5+ Gen 1 von Qualcomm kann er nicht mithalten.
Google hat aber in die Trickkiste gegriffen und dem Chip-Oldie einen Coprozessor (Cortex M33) zur Seite gestellt. Das Ergebnis ist verblüffend. Alles läuft schnell und flüssig, nichts hakt oder stockt. Zur guten Performance trotz des altersschwachen Hauptchips dürften auch die zwei Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher (RAM) beitragen. Auch die 32 GB Massenspeicher für Apps und Daten sind üppig.
Wie bei der normalen Apple Watch hält der Akku der Pixel Watch gut einen Tag durch, kommt aber an die Laufzeiten der Apple Watch Ultra nicht heran, die man bis zu drei Tage lang am Stück nutzen kann.
Fitbit mischt mit
In die Pixel Watch sind etliche Funktionen der Tracker und Smartwatches des Fitness-Spezialisten Fitbit – seit vergangenem Jahr von Google gekauft – eingeflossen. Mit dem Fitbit-Know-how kann Google aus dem Stand 40 Trainingstypen und Sportarten unterstützen. Im Vergleichstest mit einer Fitbit-Smartwatch wurden allerdings nicht die gleichen Trainingsresultate angezeigt.
Zwei Accounts für Fitness
Lästig ist bei Google, dass Fitness-Freunde mit zwei Accounts hantieren müssen. Zum Einrichten der Uhr braucht man einen Google-Account. Um die Uhr auch umfangreich beim Sport nutzen zu können, ist dann noch der separate Fitbit-Account und die Installation einer weiteren App notwendig.
Google drückt die Pixel Watch nicht mit einem Kampfpreis in den Markt: Die Version mit Bluetooth und WLAN kostet 379 Euro, mit zusätzlicher Mobilfunk-Option landet man bei 429 Euro. Leider schränkt Google seinen Absatzmarkt unnötig ein: Während Smartwatches von Fitbit auch mit Apples iPhones zusammenspielen, bedient die Pixel Watch ausschließlich das Android-Lager (ab Version 8).