Oldenburg - Der Schaden war schnell angerichtet, die Auswirkungen dauern an, das Ende ist nicht abzusehen. Das katastrophale Fischsterben im Geestrandgraben beschäftigt den Fischereiverein Bornhorst immer noch.
„Und das wird auch noch drei bis fünf Jahre andauern“, sagt der 1. Vorsitzende Andreas Kauß. Am Sonnabend sollte der Fischbestand ermittelt werden: beim „Elektrofischen“.
Die Vorgeschichte
Auf einer Länge von fast sechs Kilometern war das Ökosystem des Geestrandgrabens (parallel zur Elsflether Straße) durch eine Verschmutzung im Mai zerstört worden. Der Fischereiverein Bornhorst, der das Gewässer von der Moorriem-Ohmsteder Sielacht (MOS) gepachtet hat, hatte Anzeige gegen Unbekannt erstattet. „Der Verursacher wurde nicht ermittelt. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren eingestellt“, erklärt Kauß die aktuelle Lage. Die Staatsanwaltschaft habe eine extrem hohe Nitratbelastung bestätigt. Von einer direkten Einleitung werde ausgegangen. Der Phosphorgehalt (Verschmutzung durch Fäkalien) liege aber bei Null.
Schlussendlich waren Abertausende Fische tot. Und der Fischereiverein, der für die Hege und Pflege eigener und gepachteter Gewässer zuständig ist, hat einen Schaden von etwa 15 000 Euro, denn er muss nun auch für neuen Fischbestand sorgen. Über das Crowdfunding–Projekt „Viele schaffen mehr“ der Volksbanken-Raiffeisenbanken Oldenburg-Ammerland bittet der Verein um Unterstützung.
Das Elektrofischen
Am Sonnabend ging es aber um die Bestandsaufnahme per Strom. Dabei wurde der Geestrandgraben in einem Boot abgefahren. Die Elektrofischfanganlage darin besteht aus dem Gerät zur Spannungserzeugung sowie den Elektroden Anode (positiver Pol) und Kathode (negativer Pol). Durch das Eintauchen der Elektroden ins Wasser bildet sich dort räumlich begrenzt Gleichstrom.
Die Fische schwimmen auf die Fangelektrode (Anode) zu und werden in deren Nähe für wenige Sekunden betäubt. „In dieser Zeit müssen die Fischarten erkannt und für die Statistik erfasst werden“, erklärt Kauß.
Er selber war mit einem batteriebetriebenen Rückentragegerät, das nach dem gleichen Muster funktioniert, im nahen Umleitergraben unterwegs. Im Durchschnitt etwa ein Sechstel der Fische könne man bei dieser Kontrolle sehen. „Anhand dieser Beobachtung wird hochgerechnet.“ Einmal im Jahr geschehe das. „Man muss einen mehrtägigen Lehrgang absolvieren, um den Elektrofischereischein zu erwerben.“
Das Ergebnis
Das Ergebnis der Aktion bezeichnet Andreas Kauß als „erschütternd“. Von zuvor 15 Fischarten seien nur drei (in erschreckend geringer Anzahl) nachgewiesen worden – darunter keine Fischart, die unter Artenschutz steht wie Schlammpeitzger, Bitterling, Karausche oder Steinbeißer. Süßwassermuscheln waren auch nicht mehr nachweisbar.
Der Fischereiverein engagiert sich noch mehr: Er hat eine zwölf Personen starke Gewässerwartegruppe gebildet. Die wurde mit Unterstützung der MOS und der Stadt Oldenburg mit Equipment zur Wasserprobenentnahme ausgestattet. Bei künftigen Gewässerverunreinigungen sieht man sich gut vorbereitet: „In Zukunft werden die Gewässerwarte noch schneller und genauer Problemlagen erkennen können“, so Kauß. Man hofft, mögliche Verursacher in Zukunft haftbar machen zu können.
Zur Renaturierung des Gesamtbiotop „Geestrandgraben“ soll es im Januar 2022 einen runden Tisch geben.